Sonntag, 7. Juni 2015

Ja ich lebe noch….



… und ja ich bin auch noch in Kenia. Es tut mir wirklich leid, dass ich mich so lange nicht mehr gemeldet habe, aber es war nicht ohne Grund. Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll. Mit zwei wunderschönen Reisen, mit kleinen Anekdoten oder mit dem Visumsstress. Ich glaube ich fange mit dem an, was mich am meisten belastet hat. Das Thema Visum. Ich bin da ja schon die ganze Zeit mit dran und das Problem ist, dass die kenianischen Behörden nicht so zügig arbeiten, wie man es sich vielleicht wünschen würde. Ich will mich gar nicht darüber aufregen, fakt ist ich hab immer noch keine permanente Aufenthaltsgenehmigung. Ich weiß jetzt nicht, wie viel ich dazu sagen darf, deswegen umschreibe ich es sehr grob. Es wurde eigentlich veranlasst, dass ich und vier Mitfreiwillige bis Dienstag Kenia verlassen und nach Deutschland zurückkehren sollten. Das Problem war der Visumsstatus und letztendlich wollte Deutschland die Verantwortung nicht mehr übernehmen. Das hatte zur Folge, dass wir fünf zusammen eine Woche in Nairobi um unsere Visa gekämpft haben. Meine Mitfreiwilligen hatten alle Erfolg, deswegen bestand für sie dann auch keine „Gefahr“ mehr. Ich hatte weniger Erfolg und durfte noch ein bisschen weiter kämpfen, leider vergebens. Das einzige Ergebnis war eine mündliche Bestätigung, dass mein Visum unterwegs ist. Nach langem Hin und Her haben sich die Verantwortlichen zum Glück darauf eingelassen, die Verantwortung doch zu übernehmen und ich darf noch gut acht Wochen hier bleiben. Wie gesagt, das hier ist wieder eine rein subjektive Wahrnehmung des Geschehens, ich selber weiß gar nicht, was alles in Deutschland besprochen wurde. Das Ergebnis ist, ich darf erst mal hier bleiben, worüber ich unheimlich glücklich bin. Das ist nur der Grund, warum ich quasi die letzten zwei Wochen von der Bildschirmfläche verschwunden war und leider auch an meinem Geburtstag. Aber noch mal Danke an alle diejenigen, die an dem Tag an mich gedacht haben und an alle die, die mich in dem Kampf unterstützt haben, ich darf hier bleiben. 

So jetzt aber zu deutlich erfreulicheren Themen. Ich habe zwei wunderschöne, einzigartige und atemberaubende Reisen hinter mir. Und so ähnlich sie vielleicht auch in ihrem Aufbau waren, waren sie doch komplett unterschiedlich. Ich glaube es würde viel zu lange dauern, von den einzelnen Reisen zu erzählen, deswegen beschreibe ich einfach die Highlights.
Das erste große Highlight: Safari. Was bedeutet das? Man fährt zusammen mit einem Guide in einem Oben offenen Matatu durch eine der schönsten Landschaften, die ich je gesehen habe. Weite, Savanne, Gräser und ab und zu eine Schirmakazie so weit das Auge reicht. Man fährt über einen Hügel und denkt, jetzt muss es doch vorbei sein und es kommt einfach das nächste Tal voll mit Weite, als gäbe es nichts anderes auf dieser Erde. Man sieht friedliche Zebra, Gnu, Antilopen oder Büffelherden grasen und kann die Ruhe und Entspanntheit quasi spüren. Dann hält man an und sieht unter einem Busch zwei Löwen liegen, denen es momentan einfach zu heiß zum Jagen ist, deswegen sind alle so entspannt. Eine Giraffenfamilie kreuzt den Weg und ich hab das Gefühl, etwas Anmutigeres habe ich noch nie gesehen. Man fährt weiter und hält irgendwann auf einer kleinen Brücke. Auf einmal machen die riesigen grauen Steine in dem Fluss ihr Maul auf und Gähnen einen an. Eine Gruppe Flusspferde, denen es ebenfalls zu heiß ist. Der Guide sagt, das seien die gefährlichsten Tiere des Park, wenn man sich zwischen sie und ihre Wasserstelle stellt. Weil Flusspferde nur ihren eigenen Weg zurück zum Wasser gehen können, rennen sie notfalls alles um, was sich auf diesem Weg befindet. Daneben suhlt sich ein Warzenschwein im Schlamm, wiederum sehr entspannt, weil es um die Eigenheiten des Flusspferds weiß. Dann fährt man weiter und es passiert zwei Stunden lang nichts, aber das ist absolut nicht schlimm, weil die Ruhe so gut tut. Und auf einmal steht eine Familie Elefanten neben dem Auto, inklusive zwei sehr tapsiger Neugeborener. Ich könnte noch stundenlang weiter erzählen. Von Geparden, von Giraffenkämpfen, von Löwinnen die ein Büffeljungs jagen, von einer Löwin, die auf vier Junge aufpasst, von sehr scheuen Nashörnern  und sehr entspannten Leoparden, aber ich glaube ich lasse hier einfach die Bilder sprechen. Da es mir absolut nicht möglich war die Bilder noch weiter zu sortieren, kommen jetzt knapp  40 Bilder, seht es als Entschädigung dafür, dass bei den letzten Einträgen kaum Bilder dabei waren. 












































Ein weiteres Highlight war Nairobi. Mit seinen Märkten und seinem Leben, aber zum Beispiel auch einer Aufzuchtstation für Elefanten. Ich hatte das Glück zweimal dort sein zu dürfen und es ist einfach wunderbar. In der Stunde der Fütterung darf man dabei zusehen, wie die kleinen Elefanten gefüttert und gewaschen werden, ein bisschen spielen und untereinander ein bisschen kämpfen, aus Spaß natürlich. Dabei steht man direkt neben den Elefanten, anfassen ist kein Problem und auch erlaubt. Und ich sage euch, eine Elefantenhaut ist sehr dick. Die tapsigen, oft sehr unbeholfen wirkende Elefanten so nah zu erleben war wirklich ein Geschenk und ich kann es nur jedem empfehlen, der gerade zufällig in Nairobi ist. 

Meinem Besuch auch meine neue Heimat und meine Arbeitsstellen zu zeigen war ein wirkliches Highlight. Es hat wirklich gut getan und mich auch ein bisschen mit Stolz erfüllt, all das hier jemandem zu zeigen, den ich schon so lange kenne und gerade bei meinen Eltern mal der zu sein, der den Durchblick hat und wirklich weiß, wo es lang geht. 

Aber genau das war das eigentliche Highlight. Der Besuch. Es hat so unendlich gut getan meine Eltern aber auch Lea und Sophie wieder zu sehen, Zeit zu haben, reden zu können. Ich hab das neuste aus Deutschland mitbekommen und hatte einfach mal wieder Zeit mit den Menschen, die mir ziemlich am Herzen liegen. Danke euch vier, das ihr da ward, den langen Weg auf euch genommen habt. Danke für jede Minute und jedes Wort, es hat wirklich gut getan und mir viel Kraft gegeben. Und besonders euch Lea und Sophie noch mal von tiefstem Herzen Dankeschön, dass ihr im Stress um das Visum für mich da ward, ihr habt mich gerettet.
So jetzt habe ich aber genug erzählt, meine Arbeit wartet und konkret heißt das gerade das Wörterbuch für meine Deaf-Schüler.


Wie gesagt, ich habe noch gut acht Wochen hier in Kenia und ich befürchte, dass das hier mein letzter Blog Eintrag werden wird. Die Dinge, die jetzt hier ablaufen sind zu komplex, um sie zu beschreiben und ich will die Zeit hier noch in vollen Zügen genießen. Versteht mich nicht falsch, es hat mir immer Spaß gemacht zu berichten, aber je länger und weiter man von Deutschland weg ist, desto größer wird der Aufwand. Dafür habt ihr mich ja bald wieder und könnt mich mit Fragen löchern. Ich wollte die Gelegenheit noch mal nutzen um Danke zu sagen. Danke für jeden Gedanken, jede Unterstützung, jedes gute Wort. Ich weiß das alles wirklich zu schätzen und ohne euch hätte ich dieses Abenteuer weder gewagt noch geschafft und ich kann nur wieder sagen es hat sich mehr als gelohnt, es ist wunderbar, genial und die beste Entscheidung meines Lebens. Ich wünsche euch eine super schönen Sommeranfang und sage mal auf bald dann wieder in Echt.
Euer Sören

Mittwoch, 25. März 2015

Es hat geregnet!!!



Ihr glaubt gar nicht, wie sehr man sich über Regen freuen kann, zumindest, wenn es seit gut drei Monaten nicht mehr geregnet hat. So war es bei uns und ich muss sagen, jetzt am Ende wurde es wirklich heiß!! Mittags hatten wir durchgängig Temperaturen nah an den 40 Grad und eine Sonne direkt von Oben. Kaum Schatten und selbst abends wurde es nicht wirklich kühler, da kommen die abendlichen Regenschauer der letzten zwei Tage wirklich gut. Zum Glück wurde das Parish vom Wasserwerk versorgt, trotzdem hat man die Auswirkungen der Trockenheit deutlich gespürt. Unsere Grundwasserpumpe war quasi trocken und jeden Tag kamen Kinder, Mütter oder ganze Familien, um Wasser zu pumpen, wo es keins mehr gab. Auf die Frage, wo die Menschen ihr dringend nötiges Wasser her holen, kommt nur die Antwort, dass es schwierig ist…

Wieder einmal eines dieser Erlebnisse, die einem unter die Haut gehen und mir ziemlich deutlich zeigen, in was für einem Luxus wir leben. Natürlich weiß ich, was Wasserknappheit oder auch Korruption bedeutet und hab die Folgen gefühlt oft genug in der Schule durchgearbeitet, aber die Konsequenzen von fehlendem Regen direkt zu erleben, ist hundertmal intensiver und einprägsamer.

Aber jetzt erstmal zu mir. Mir geht’s gut, mir geht’s wirklich gut. Die letzten Wochen waren gefühlt eine einzige Achterbahn, immer gab es was Neues und immer ist irgendwas passiert.

Ich will euch mal kurz auf den neustens Stand bringen. Mein Visum habe ich immer noch nicht, mir wurde es aber wieder für die kommende Woche versprochen. Ich hoffe einfach, dass es jetzt kommt, denn nächstes Wochenende landen meine Eltern in Nairobi und da wäre ein Visum schon ganz schön. Aber da kann ich nichts dran ändern, ich muss einfach abwarten und genau das nimmt mir wirklich viel Energie, aber okay da muss ich jetzt einfach durch.
Ich hab mich vor einer Woche beim Motoradfahren verletzt, der Fahrer ist abgerutscht und ich hab meine Wade am Auspuff verbrannt. Keine Sorge es geht mir gut, es ist nichts Weiteres passiert, aber deswegen muss ich mein Bein schonen, damit die Wunde verheilt. Also war ich die letzte Woche viel im Bett bzw. zuhause. Es wird aber von Tag zu Tag besser und ich hoffe, dass die Wunde verheilt ist, wenn meine Eltern mich besuchen kommen.
Dann hatten wir bis vor einer Woche Besuch. Drei ehemalige Freiwillige waren hier, aus jeder Generation vor uns einer. Es war wirklich schön mit Vicky, Leonie und Benoit Geschichten auszutauschen, zusammen zu arbeiten und die Abend zu verbringen. Ich muss ehrlich sagen, am Ende war es auch ein bisschen viel mit sechs Deutschen (Moritz war auf Reisen) in Sega, aber es war eine schöne Zeit und ich hab es sehr genossen. Und Benoit, wenn du das liest, 50 Mütter an einem Montag ist rekordverdächtig. 



Jetzt hab ich euch beim letzten Mal versprochen, etwas über meinen Alltag zu erzählen…
So nen richtigen Alltag gibt es hier noch nicht, noch war zu viel Unruhe drin, mit dem Visum, dem Besuch und jetzt am Ende der Verletzung. Aber ich kann euch ja mal erzählen, wie er theoretisch aussehen sollte.

Vormittags Krankenhaus, nachmittags Taubstummenschule und abends Volleyball Training.
Im Krankenhaus helfe ich Sister Rose, die Neugeborenen bzw. Babys zu wiegen und zu vermessen und die nötigen Impfungen einzutragen. Ein manchmal stressiger manchmal entspannter Job, aber er macht wirklich Spaß und ich finde immer wieder die Zeit mich mit Mitarbeitern, von denen einige schon Freunde geworden sind, zu unterhalten.
In der Taubstummen Schule unterrichte ich zwei Klassen in Mathematik. Nach anfänglichen Kommunikationsproblemen läuft der Unterricht wirklich gut, ich bin respektiert und die Kinder lernen wirklich Etwas. Sowohl meine SchülerInnen als auch die anderen SchülerInnen der Taubstummen Schule sind mir schon wirklich ans Herz gewachsen und ich vermisse sie, wenn ich mal nicht da sein kann.
Das Volleyball Team war ein wirklicher Glücksgriff. Nicht nur, dass ich endlich wieder Sport mache, nein auch die Gruppe ist wunderbar. Die 14-16 Mädchen, mit denen ich trainiere sind alle super nett und wirklich interessiert an mir, an Deutschland aber auch einfach an Kontakt. Gerade die Turniere an den Wochenenden machen wirklich Spaß und geben viel Zeit zum Reden, Quatschen und Lachen. Auch mit den Trainern verstehe ich mich wirklich gut und einige davon würde ich schon als gute Freunde bezeichnen.

Wenn ich nach dem Besuch meiner Eltern die Zeit habe, den Plan auch mal länger in die Tat umzusetzen, gibt’s dazu auch mal Bilder, aber momentan war einfach noch zu viel so los. Ich entschuldige mich, dass es dieses Mal so kurz geworden ist und mit nur einem Bild, dafür kommt beim nächsten Mal ein Reisebericht mit einigen Bildern. Ich freu mich wirklich auf meine Eltern, auf die Zeit mit ihnen. Ich freu mich aber auch auf die Zeit danach, wenn hier in Sega mal ein bisschen Ruhe einkehren kann. Bis dahin wünsche ich euch eine wunderschöne Zeit und schicke noch mal ganz viel Wärme, davon hab ich hier genug und kann sie so langsam nicht mehr sehen. Was nicht heißt, dass ich zurück nach Deutschland will, ich würde mir eher noch mehr Zeit hier wünschen.

In diesem Sinne, macht es joot!!

Euer Sören.

Mittwoch, 4. Februar 2015

Sansibar und Seminar – eine sehr sehr schöne Zeit



Ich bin wieder Zuhause in meinem angenehm kühlen Kenia und es liegen mehr als zwei wunderschöne Wochen hinter mir, die gefühlt nur geflogen sind.
Aber am Anfang dieses Eintrags möchte ich etwas klar stellen und mich auch entschuldigen. Wir haben auf dem Seminar viel darüber geredet, was für ein Bild wir Freiwilligen nach Deutschland vermitteln, dabei ist mir Einiges bewusst geworden und deswegen will ich mich entschuldigen.

Meine Berichte sind absolut subjektiv und niemals allgemeingültig. Ich berichte von Situationen, die ich erlebt habe mit Menschen in meiner Stadt. Die Volkgruppe, die hier lebt, bewohnt ein Gebiet, das höchstens einen Durchmesser von 300-400 Kilometern hat. Alleine von „dem Kenianer“ oder gar von „dem Afrikaner“ zu sprechen ist absurd. Selbst unter den vielleicht 100 Menschen, die ich bisher kennen lernen durfte, gibt es so große Unterschiede, dass ich niemals ein allgemeines Bild zeichnen könnte.
Das Problem heißt „Pauschalisierung“ und leider passiert das sehr leicht und häufig. Daraus entstehen leider oft genug Vorurteile, die keinerlei Begründung haben, sondern aus dem Charakter eines einzelnen entstanden sind.
Und so können Vorurteile gegen ganze Nationen oder sogar „den Afrikaner“ erschaffen oder bestätigt werden, nur aus einer einzelnen Situation heraus.
Dazu kommt, dass ich viele Eigenschaften, die ich am Anfang als störend und nervend empfunden habe, immer mehr zu schätzen gelernt habe. Also sind wirklich viele der „üblichen Vorurteile“ gar nicht negativ, sondern verbergen wirklich viel Gutes in sich, zumindest meiner Meinung nach.

Wenn ich das nicht deutlich genug gezeigt habe oder selber pauschalisiert habe ( und das habe ich auf jeden Fall) möchte ich mich dafür entschuldigen und hoffe, dass ihr die Berichte vielleicht noch mal unter einem anderen Blickwinkel lesen könnt.

Deswegen möchte ich am Anfang auf ein paar Dinge hinweisen, die mir aufgefallen sind und sehr gut zu dem Thema passen.

Mein Bericht zum Thema Korruption.
Gerade in Tansania habe ich gemerkt, wie sehr ich verallgemeinert habe. Denn zum Beispiel, wir bei jeder Polizeikontrolle auf Sansibar, jedes Auto gecheckt. Es werden die Passagiere gezählt, die Fahrerlaubnis oder die Versicherung gecheckt.
Also ist die Situation in einem Matatu an der Polizeikontrolle (siehe letzter Bericht) eine Besonderheit, die ich bisher nur in Kenia erlebt habe.

Nairobi.
So eine internationale und moderne Stadt hätte ich niemals erwartet. Banktower, die an Frankfurt erinnern, ein Verkehrsstau, der unglaublich ist und ein fast hektisches Treiben auf der Straße. Ich hab mich, bekleidet mit Jeans und T-Shirt, underdressed gefühlt. Kein Mann lief mit weniger als Lederschuhen, eine guten Hose und einem Hemd rum. Viele sogar im Anzug. Und wenn man bei „Subway“ oder „Dominos Pizza“ isst, merkt man, wie international Nairobi ist. Aber auch da wieder, ich war genau 24 Stunden in Nairobi und hab den Stadtkern und das Bankenviertel gesehen. Es gibt auch hier die Slums und Elendsviertel, nur der Stadtkern ist deutlich internationaler, als ich es jemals erwartet hätte.

Zu spät kommen.
Da gibt es genauso, wie in Deutschland riesige Unterschiede. Es gibt die Menschen, die zu spät kommen und sich dafür nicht entschuldigen, aber wenn man nachfragt, haben sie oft einen guten Grund dafür und nicht, weil sie faul sind. Ich habe aber schon Menschen getroffen, die mich angerufen haben, weil ich eine Minute zu spät war oder die sich im Verkehrschaos von Nairobi dafür entschuldigt haben fünf Minuten zu spät zu kommen, was wirklich kein Problem war.
Und zum Abschluss vielleicht ein positives „Vorurteil“.
Bei nahezu allen Menschen, die ich bisher kennen lernen durfte, bin ich auf eine riesige Gastfreundschafft und Herzenswärme gestoßen. Ein Gast ist wirklich eine große Ehre und für ihn wird oft genug mehr gegeben, als man selber hat. Ich wurde schon oft nach nur fünf Minuten Gespräch ins Haus zum Essen eingeladen und das Essen wäre bestimmt ein Festessen geworden, nach den Erfahrungen, die ich bei Sister Rose hatte.

So jetzt aber genug moralapostelt, ihr wollt ja auch wissen, wie es war und was ich gemacht habe.

Der Flug nach Dar es Salam war problemlos und wirklich entspannt. Dann mussten wir zwar bei der Einreise doch 50 Dollar für ein Visum zahlen, aber das hatten wir fast vermutet.
Als wir dann endlich aus dem Flughafen raus waren, bin ich gefühlt gegen eine Wand gelaufen. Eine Hitze und eine Luftfeuchtigkeit von gefühlt 98 % hat mich im Stehen dazu gebracht, dass ich mein T-Shirt hätte auswringen können. Dann sind wir für die erste Nacht ins YMCA nach Dar es Salam gefahren und hatten einen entspannten, aber echt warmen Abend mit Mitfreiwilligen, die ein Teil von uns aus der Vorbereitung kannte.
Dann am nächsten Morgen ab auf die Fähre und zwei Stunden später: SANSIBAR!!! Uns kam schon der weiße Strand und das türkisfarbene Wasser entgegen und nach einer weiteren Stunde Autofahrt waren wir da. Die Jambo Beach Bungalows in Paje an der Ostküste von Sansibar. Der schneeweiße feine Sand unter den Füßen, der indische Ozean wirklich nur fünf Meter von den Bungalows entfernt und ein strahlend blauer Himmel. Die Palmen wehen leicht im Wind und die Menschen sind alle super nett und einfach nur freundlich. Das Paradies.
Wir sind natürlich erst mal schwimmen gegangen und der Ozean war einfach nur genial, nicht zu warm, nicht zu kalt, einfach nur perfekt. Bis wir die Quallen entdeckt haben. Ich hatte dann auch noch die Ehre als einer der ersten Bekanntschaft mit ihnen zu machen, aber nach dem „Amarosa“ der Barmann mir eine Pflanze (nachher bekannt als Aloe Vera) da drauf gepackt hat ging es gleich wieder vorbei. Spätestens nach dem zweiten Mal Schwimmen hatten wir auch raus, wann die Quallen da waren und wann nicht und konnten das Wasser unbeschwert genießen, was jedes Mal auf neue eine wunderschöne Erfahrung war.
So haben wir dann auch jede freie Minute verbracht, am Strand oder im Wasser, man musste einfach immer da sein. 







Zwei Highlights waren dann der Besuch in Stonetown und die Blue Safari.
Stonetown ist die Altstadt von Sansibar-Stadt und ist hauptsächlich arabisch geprägt. Wunderschöne kleine Gassen und ein Hafen waren wirklich schön zum schlendern und Tourishoppen. Der Essens-Markt am Abend hat dann aber wirklich alles übertroffen. Den leckersten Kebab, Meeresfrüchte in allen Variationen und eine Sansibar Pizza (sowas wie ein geklappter Pfannkuchen mit Füllung) haben wirklich keine Wünsche offen gelassen. Dazu noch ein frisch gepresster Zuckerrohr-Saft und ich war
einfach nur noch glücklich. 














Die Blue Safari kam dann zwei Tage später und hat wirklich alle Erwartungen übertroffen.
Das Schnorcheln mit Fischschwärmen von unbeschreiblicher Größe und Vielfalt. Quallen, so groß wie meine Hand, die an mir vorbei wabert. Ein Korallenriff, das in seiner Form einfach nur wunderschön ist. Eine Schildkröte, die wegschwimmt und zum Abschied gefühlt noch einmal winkt. Zebrafische, die auf der Suche nach Nahrung direkt gegen meine Brille schwimmen und Muscheln, die einfach nur wunderschön da liegen.
Eine einsame Sandbank, die einfach so aus dem Ozean hervorsteht und eine Lagune, die durch Jahrtausende Ebbe und Flut einzigartig und atemberaubend geformt wurde. Es gibt keine Worte, um das alles zu beschreiben. Es war wunderschön, atemberauben und wie im Paradies.
Das Ende war dann eher enttäuschend, da es leider sehr touristisch gestaltet war. Inklusive „traditionellen“ Tänzern, die nicht mal im Ansatz das wiederspiegeln, was ich hier kennen gelernt habe und einer „Delfinjagt“, bei der sechs Boote voll mit Menschen immer wieder einer Schwanzflosse hinterher gerast sind. Aber der Tag war auf jeden Fall einer dieser besonderen Tage, die ich nie wieder vergessen werde.



















Dann kam das Zwischenseminar in Dar es Salam. Dazu gibt es so viele Geschichten, dass ich sie gar nicht alle erzählen kann. Das Haus war wirklich hervorragend, das Essen war unschlagbar und die Gruppe war einfach wunderbar. Ich hab viele wirklich einzigartig wunderbare Menschen kennen gelernt und einige davon sind mir jetzt schon ans Herz gewachsen. Das ganze Seminar war wie eine kleine deutsche Seifenblase. Ein bisschen unwirklich, aber wirklich schön. Mir persönlich hat es aber wirklich viel gebracht, ich konnte mich über viele Themen aussprechen und ich habe gemerkt, dass es vielen Mitfreiwilligen sehr ähnlich geht oder es ähnliche Erfahrungen gibt. Das Seminar hat bei mir auch noch mal die Lust geweckt, mehr zu reisen. Ob nur nach Kisumu, zum Kilimanjaro oder nach Uganda, ich werde auf jeden Fall noch rum kommen. 



Die Rückreise war wieder eine Geschichte für sich, es ist aber alles gut verlaufen und ich bin sicher und zufrieden wieder in meinem Zuhause angekommen.

Diese zweieinhalb Wochen waren so voll mit Emotionen, Geschichten, Erlebnissen und Begegnungen, dass ich gar nicht alles erzählen kann, wenn jemand aber gerne mehr wissen möchte, kann ich in einem Skype Gespräche gerne noch mehr erzählen.

Jetzt hat der Alltag wieder angefangen und ich bin wirklich froh drum. Der Streik ist beendet, die Kindergartenkinder kommen wieder und wir können endlich in den Schulen anfangen zu arbeiten. Also wird der nächste Eintrag dann wirklich mal von meinem Alltag hier im wunderschönen Kenia berichten. Ich wünsche denen, die in Klausuren Phasen stecken, ganz viel Kraft und Glück, allen anderen natürlich auch! Euch allen eine gute Zeit und ganz ganz viel Wärme, davon hab ich hier nun mal genug ;)

Euer Sören